Geschichte der Kirchengemeinde

Auch wenn Leistadt heute ein Ortsteil der Stadt Bad Dürkheim ist, seine Struktur als "Dorf" hat es nicht verloren. Es wird vom Weinbau geprägt. Sein Name soll auf einen Franken namens "Liuzilo" zurückgehen.

Für die Jungsteinzeit (5000 - 2000 v. Chr.) läßt sich die Besiedlung gut nachweisen. Der Fund eines spätneolithischen "Glockenbechers" hat einer ganzen Völkergruppe, die sich von Spanien aus in ganz Europa ausbreitete, den Namen gegeben (Glockenbecherleute).

Prägend für Leistadt und die umliegende Region waren die Römer. Sie eroberten und kolonialisierten sie, mit dem Ziel,befestigte Plätze und landwirtschaftliche Erträge (auch Wein!), um die Truppen zu versorgen. Die Römer besiedelten den Hügel, auf dem heute der Friedhof liegt. Zwei wichtige Reise- und Transportwege kreuzten sich hier: Die "via montana" (Bergzabern, Neustadt, Grünstadt, Alzey) und die West-Ost-Straße (Hochspeyer-Worms).

In der Frankenzeit waren es zwei Siedlungen (heute: Friedhof und Ortskern). Daß Leistadt im Mittelalter Familienbesitz der Salier war und an das Kloster Murbach (Schenkung) und das Leiniger Grafenhaus (Lehen) ging, hat die Geschichte stark beeinflußt.

Ende des 10. Jahrhunderts gründete das Kloster Murbach die Kirche auf dem Gelände des heutigen Friedhofs, vermutlich auf den Fundamenten eines vorchristlichen Heiligtums. Sie wurde St. Leodegar (Bischof von Autun im 7. Jahrhundert u. und Märtyrer) geweiht und ist wohl eine Märtyrer) geweiht und ist wohl eine der frühesten Gründungen in der Pfalz. 1214 kam die Kirche "Lüßelstadt" samt ihrer Filialgemeinde Herxheim am Berg zum Kloster Höhningen, die Patronatsrechte allerdings blieben bis 1220 beim salischen Kaiser und gingen dann auf das Kloster Höhningen über.

St. Leodegar verlor an Ansehen und geriet fast in Vergessenheit. Immer wieder mußten die Leistadter darum kämpfen, daß sie überhaupt mit Messen und Sakramenten versorgt wurden. Aus einer Stiftungsurkunde geht hervor, daß die St. Leodegar Kirche einen Katharinen Nebenaltar hatte.

1551 wird der Sitz der Pfarrei gegen erbitterten Protest ins kurpfälzische Herxheim verlegt. 1566 zieht die Reformation in der Grafschaft Leiningen ein, aber es ändert sich wenig am Brauchtum.

Vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert sind die Klagen über den geringen Gottesdienstbesuch (Entfernung der Kirche vom Ortskern) und den schlechten baulichen Zustand der Kirche durchgängig. Für die einzelnen Gebäudeteile sind unterschiedliche "Herren" zuständig.

Geschichte der Kirche

Nach langer Vorplanung und mit Hilfe einer größeren Stiftung des damaligen Bürgermeisters als Grundstock entsteht in fünf Jahren Bauzeit und unter großer Anteilnahme des Dorfes (auch in Spendenform) die neue Kirche in der Ortsmitte. Die alte Kirche wurde auf Abriß versteigert und abgebrochen.

Für die "neue" Kirche hat sich im Sprachgebrauch des Dorfes der Name St. Leodegar-Kirche leider nicht erhalten, obwohl die Zahl der nach dem mittelalterlichen Heiligen, Leodegar, benannten Kirchen sehr rar ist. Die Grundsteinlegung der "Evangelische Kirche" erfolgte im Jahr 1878, und 1883 wurde sie eingeweiht. Im Stil der Neugotik erbaut, beeindruckt sie durch ihre klare Struktur und ausgewogenen Lichtverhältnisse. Das im Innenraum als Stilmittel verwendete Holz vermittelt ein warmes Willkommen.

Altarkreuz von Gernot Rumpf

Das Bronzekreuz wurde von dem in Neustadt lebenden und arbeitenden Künstler Gernot Rumpf geschaffen, der vor allem für seine Brunnen, aber auch für die Gestaltung von Altarbereichen über die Pfalz hinaus bekannt ist.

Das Altarkreuz ist umgeben von Tieren und Pflanzen, die besondere biblische Bedeutung haben. Die meisten finden wir auch in unserem Pfälzer Lebensraum: Am Kreuz entlang rankt eine Weinrebe,"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", der Wein als Symbol für die Fülle des Lebens, die durch die Auferstehung entsteht.

Auch die vier Schnecken und die Eidechse sind Auferstehungssymbole. Wie die Schnecke nach dem Winter durch die ersten Sonnenstrahlen wieder aus ihrer Winterstarre erweckt wird und sich die Eidechse nach ihrer Häutung wie neu geboren fühlt, so wird dem Mensch im Osterlicht der Auferstehung neues Leben geschenkt.

Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht wenn ihr nicht in mir bleibt.

Der Künstler selbst hat sich mit seinem Signum, einer kleinen Maus, am Fuß des Kreuzes verewigt.

Die Orgel

Viele der pneumatischen Orgeln aus der Zeit um 1900 wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts "ausrangiert". In Leistadt hat eine der wenigen dieser Orgeln (Walker, 1904) die Welle des "Modernismus" überstanden. Im Jahr 2001 wurde sie von Grund auf restauriert, wobei ihr originales Klangbild erhalten blieb.

Glocken

Auf vier Türme verteilen sich die acht Gloccken in Leistadt. Die kleinste, die Vater-Unser-Glocke befindet sich im Dachreiter (nicht im "Turm") der protestantischen Kirche. Die anderen prot. Glocken befinden sich im Rathausgebäude, ein (Kirchen-) Glockenort seit 1785, also schon zu Zeiten der alten St. Leodegar-Kirche. (Das Geläut sollte im Dorf sein!)

Die älteste erhaltene Glocke wurde ursprünglich 1667 für die St. Leodegar-Kirche gegossen und 1785 im Zusammenhang mit dem Umzug ins Rathaus umgegossen. Sie ist heute mit ihren beiden Inschriften auf dem Friedhof zu sehen und zu hören.

Drei weitere Glocken befinden sich in der römisch-katholischen Kirche.